Im Urlaub bin ich durch eine Review auf diese Buch gestoßen dass mein Interesse geweckt hat.
"Ein simpler Eingriff" von Yael Inokai beschreibt das Leben der Krankenschwester Meret in einem Krankenhaus der 60-70 des letzten Jahrhunderts. In ihrer Klinik wird ein Eingriff angewandt, der psychische Erkrankungen schnell und radikal auslöschen soll. Meist geht es um Frauen, die eingeliefert wurden, weil sie ihre Wut allzu offen zeigten.
Meret glaubt an die Ausreden, hinterfragt nicht die Lügen derer, die Frauen Macht und ihre Eigenständigkeit rauben. Als Kinder wurden ihre Schwester und sie vom Vater regelmäßig schwer misshandelt. Dennoch sucht Meret keine Entschuldigungen. An dem Fehlverhalten waren eindeutig sie und ihre Schwester schuld und die Strafen waren gerechtfertigt. Den Ärzten und dem simplen Eingriff vertraut sie später blind und sieht nicht, wie vor allem unbequeme Frauen damit ruhiggestellt werden.
Meret verliebt sich in eine Kollegin. Ungeplant. Erschreckend und doch sehr emotional.
Gegen Ende deutet ein Arzt an, er habe Merets lesbische Neigungen erkannt – und auch das könne mit einem ähnlichen Eingriff korrigiert werden, wenn sie das wünsche. Spätestens hier lässt sich nicht mehr leugnen, dass es bei dem Eingriff oft nicht um Heilung geht, sondern um Anpassung an die gesellschaftlichen Normen.
Hätte ich gewusst wie anstrengend das Hörbuch ist, hätte ich mich wohl für das Buch entschieden. Ich fand die Erzählerin Lisa Hrdina teilweise so anstrengend, dass ich Pausen machen musste um noch zu folgen.
Alles in allem stelle ich fest dass es gut ist im HIER UND HEUTE zu leben. Und nicht vor 60 Jahren - wobei ich da geboren bin. Aber als Kind bekommt man eben auch nicht alles mit. Und ich wäre auch als offene und geradlinige Frau in solch einer Klinik gelandet. Vielleicht war ich deswegen so fasziniert von dem Thema.